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STATEMENT v. Mag. Wolfgang Reiter –
Obmann der GALERIE FORUM WELS - KÜNSTLERGILDE WELS
Manfred Koutek „60 – 60 – 60“
60 Jahre GALERIE FORUM WELS _ 60 Jahre Künstlerleben M. KOUTEK _60 ausgewählte Werke M. Koutek
Tagtäglich zerlegen wir unsere Eindrücke in Bestandteile, in Punktuelles, Lineares, Flächiges, ordnen sie und stellen sie - passend zu unserer Tagesverfassung, unserer Lebenssituation - neu zusammen, zum Bild, das uns trägt, über die nächsten Stunden und Tage hinweg.
Mitunter verfremden wir dabei die Realität, die Wirklichkeit, die Wahrheit, um sie annehmen zu können. Auch Manfred Koutek will Augenblicke der Begegnung, will das Sichtbare aus seiner Sicht in seine Art von Wirklichkeit verwandeln und in ein „Reich der tausend Phantasien“ eindringen.
Koutek: „Kunst ist mehr eine Methode, Gefühlsräume aufzutun als Gegenstände abzubilden.“ Schon vor einem Jahr hat Manfred Koutek auf die heute zu eröffnende Ausstellung reflektiert, indem er meinte: „Früher habe ich immer das Neue gezeigt, heute möchte ich auch ältere Arbeiten ausstellen und mich als mein eigener Kurator betrachten.“
Tatsächlich vereint diese Werkpräsentation aktuelle Arbeiten und solche früherer Schaffensperioden des Künstlers. Manfred Kouteks Werk scheint aus vielen, sogar einander kontrastierenden Stilrichtungen und Ismen des 20. Jahrhunderts gespeist zu sein, was allerdings nicht mit Stillosigkeit gleichzusetzen ist.
Ganz im Gegenteil, es ist ihm gelungen, einen unverwechselbaren und authentischen Spontan-Malstil zu kreieren, der auch im 21. Jahrhundert noch eine für die Augen erfrischende Wirkung entfalten kann. So kann man den surrealen Phantasten nur in Bezug auf die verwendeten Techniken als Allrounder bezeichnen.
Diese Ausstellung fällt durch ihre lockere Buntheit aus dem Rahmen des Alltäglichen, ein wahrer Farb- und Farblinienregen eröffnet sich den Besuchern, keine Farbkombination, kein Bildformat bleibt ungenützt.
Die gestische, durch das Unterbewusstsein gesteuerte Malweise wird mitunter nur durch die Erinnerung an einen Landschaftsaufbau, ein Gesicht oder ein anderes Vorangestelltes gezähmt.
Koutek bildet aber weder eine Landschaft ab, noch abstrahiert er diese. Er zerlegt persönliche Eindrücke davon in ihre Bestandteile, in ihre Schwingungen und stellt sie mit wahren Pinselstrichkaskaden neu zusammen; in einem Sprühregen aus Farbe, Licht und Bewegung lösen sich glanzvolle Szenarien, selbst romantische Sonnenuntergänge und Spiegelungen, in einem ungenierten Linienspiel und Farbenrausch ganz von selbst - durch sein Selbst - auf: Landkarten des Lebens, in denen man sich erst verliert um sich wiederzufinden.
Koutek, der Eintänzer und Fährtenleger des Surrealen, will uns, kaum gebremst durch Lebensjahre, jenseits des wohlgeordneten Alltags in eine Stimmung der Glückseligkeit entführen, vielleicht sogar zur Unwirklichkeit verführen und baut eine beinahe schon anarchistisch wirkende romantisierende Gegen-Welt auf.
Dem Betrachter verleiht er Flügel, die Flügel seiner Phantasie.
Gegebenes und Gegenständliches wandelt der Künstler zu aus Spuren und ornamentalen Floskeln komponierten Farbzuständen, die unsere Netzhaut allemal zu reizen imstande sind. Unter seinen Händen wird eine gewisse Form von Weltfremdheit zu einer Art malerischer Weltverzückung, deren Produkte unsere Sehgewohnheiten umspielen.
Der Künstler behauptet, kein „Ideologe“ zu sein, sieht sich selbst als „Einzelkämpfer“ und fühlt sich seiner anhaltenden „Egomanie“ verpflichtet.
Mit 60 ausgestellten Arbeiten reagiert Manfred Koutek in einer Art Zwischenbilanz auf 60 Jahre seines Lebens und als langjähriges Mitglied der Welser Künstlergilde auch auf die 60 Jahre ihres Bestehens.
Lieber Manfred, ich heiße dich herzlich willkommen und wünsche dir für die nächsten Lebensjahrzehnte noch viele starke Reize und die Kraft, sie in deine künstlerische Wahrheit übertragen zu können.
Alles Gute zum 60er!
Wolfgang M. Reiter, 2011